Wirksamkeit erhöhen in der Eingliederungshilfe mit neuem Ansatz aus der OPD II
von Meike Pudlatz und Martin Titzck
Das innere Chaos verstehen und handhaben: Ein neuer Ansatz in der Eingliederungshilfe basierend auf der OPD II
Die Betreuung und pädagogische Arbeit gerade von geistig und/oder psychisch behinderten Menschen in der Eingliederungshilfe ist oftmals ein langwieriges Geschäft. Erfolge sind manchmal wenig bis gar nicht zu erkennen, Hilfeplanziele nur eingeschränkt erreichbar. Einmal Erreichtes gefährden Klient:innen immer wieder durch eigenes Verhalten. Dies verlangt von den Mitarbeitenden in den Einrichtungen neben hoher Professionalität auch großen Langmut und Frustrationstoleranz.
Mit der Übersetzung der Psychischen Strukturdimensionen aus der OPD II (Operationalisierte psychodynamische Diagnostik OPD II nach Rudolf et al.) in soziale/pädagogische Handlungsfelder haben Meike Pudlatz und Martin Titzck von der Cor Coaching GmbH erstmals ein Instrumentarium entwickelt, welches die psychologische Tiefenstruktur der von geistiger und/oder psychischer Behinderung betroffenen Menschen für pädagogisches Personal erkennbar und bearbeitbar werden lässt.
Die Psychischen Strukturdimensionen beschreiben innere, psychische Fähigkeiten der Klient:innen in den vier Bereichen: 1) Selbst- und Fremdwahrnehmung, 2) Selbststeuerung und Eigensteuerung bezogen auf andere, 3) Emotionale Kommunikation nach innen und mit anderen sowie 4) Bindungsfähigkeit. Wenn diese inneren Fähigkeiten bei Klient:innen wenig ausgebildet sind, sind sie nur sehr eingeschränkt in der Lage ihre Probleme, Herausforderungen und Konflikte im Leben zu bewältigen.
Hier setzt der Ansatz von Pudlatz/Titzck an: Hilfeplanung und Wirksamkeitsmessung in der Eingliederungshilfe wird bei Bedarf von bisherigen „Lebenslage, Handeln und Fertigkeiten“ erweitert um den Bereich innere-psychische Fähigkeiten/Bewusstsein. Die pädagogische Diagnostik, Ziel- und Maßnahmenplanung in diesem Bereich wird anhand der o.g. vier Strukturdimensionen vorgenommen. Die Wirksamkeit der erfolgten Maßnahmen kann ebenfalls an ihnen überprüft werden.
Kleine Fallvignette zur Illustration: Eine Klientin startet immer wieder voller Begeisterung in ein neues Arbeitsverhältnis oder eine neue Beziehung, die dann aber innerhalb kurzer Zeit scheitern. Auch im Kontakt mit der Betreuerin zeigen sich große emotionale Schwankungen und trotz Sympathie für die Klientin erlebt die Betreuerin die Zusammenarbeit als äußerst anstrengend. Bei der diagnostischen Erfassung der psychisch-strukturellen Fähigkeiten der Klientin treten Schwächen (und auch Stärken) in mehreren Bereichen zutage. Da die (mangelnde) Steuerung der Gefühle die Klientin im Alltag besonders belastet und sie hier zu Veränderungsarbeit motiviert ist, wählen sie gemeinsam diesen Fokus für die weitere Arbeit. Von nun an wird diese Fähigkeit bei allen sonstigen Aktivitäten immer mitgedacht, wiederholt adressiert und alternatives Handeln erprobt. Nach einigen Monaten schauen sich Klient:in und Betreuer:in gemeinsam an, was sich mittlerweile im Bereich „emotionale Steuerung“ bewegt hat und passen ihr Vorgehen ggf. an.
Somit werden die Mitarbeitenden in die Lage versetzt, auch äußerlich wenig sichtbare Entwicklungen zu beschreiben und ihre eigene Wirksamkeit bei den Klient:innen zu erkennen. Dies kann neben der Professionalität auch das eigene Gefühl von Selbstwirksamkeit in dem pädagogischen Handeln und damit die Arbeitszufriedenheit stärken – ein nicht zu unterschätzender Faktor für Gesunderhaltung und Mitarbeiter:innenbindung im Unternehmen.
Meike Pudlatz
Martin Titzck
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